Turn- und Sportgemeinde Ulm 1846
(TSG Ulm 1846)

(Ein Auszug aus der Festschrift des SSV Ulm 1846 zum 150jährigem Jubiläum.)



Am 16. August 1939 erfolgte die Gründung  der Ulmer Turn- und Sportgemeinde 1846. Ein Name, der allerdings die Kriegszeit von 1939 bis 1945 überdauern muß, ehe er auch im Bundesdeutschen Fußball ein neuer Begriff werden sollte.

Wie überall, ließ der Krieg einen geregelten Spiel- und Trainingsbetrieb nicht mehr zu. 1940 wurde eine "Kriegsfußballmannschaft" gegründet. In dieser Mannschaft wurde der Spieler Schädler sogar in die Reichsauswahl berufen und mehrfach eingesetzt.

Mit welchen widrigen Bedingungen der Sport in dieser Zeit leben mußte, zeigt das Jahr 1943. Bei den Württembergischen Turn-, Spiel- und Leichtathletikmeisterschaften in der Ulmer Friedrichsau mußte der Spielbetrieb wegen eines Fliegerangriffs unterbrochen werden. Die Zerstörungen im SSV- Heim und auf den Plätzen von Ulm 1846 wurden provisorisch repariert und die Spiele fortgeführt. Es fanden dort noch 2 Spiele statt. Dabei konnte eine "Ulmer Urlaubermannschaft" den Württ. Kriegsmeister - Luftwaffensportverein Göppingen und den Bayerischen Kriegsmeister - 1860 München besiegen.  


Württembergischer Meister 1946: Hinten von links:
Trainer Wurzer, O. Schmitt, Dollinger, Holdschuer, Maier, Keck, 
Stierle, Brunner, Juert, vorne v. links Klöpf, Bertele, Loy.
(Quelle: Festschrift des SSV Ulm 1846 zum 150jährigem Jubiläum)

 

Nach dem Krieg war ein Großteil der Stadt und damit auch der Sportstätten zerstört oder von der Besatzungsmacht beschlagnahmt. Doch Unentwegte versuchten auch wieder, eine Fußball-Mannschaft aufzubauen.
Dem nimmermüden Einsatz dieser Leute ist es gelungen, daß bereits im Sommer 1945 die ersten "Gehversuche" gemacht werden konnten.

Unter Trainer "Schorsch" Wurzer wurde die Mannschaft der TSG 1846 auf Anhieb Württembergischer Meister der Landesliga und stieg in die neugeschaffene Süddeutsche Oberliga auf. Damit begann in der Friedrichsau ein völlig neuer Abschnitt. Das Stadion war voll und die Gegner hochkarätig.

Pünktlich zum 100jährigen Vereinsjubiläum 1946 spielte die Turn- und Sportgemeinde Ulm 1846 also in der Oberliga und knüpfte damit an die Fußball-Tradition der alten Reichsstadt an. Von da an zählten die "Spatzen" auch in der Nachkriegszeit zu den Traditionsvereinen im Süden. 

In den Oberligazeiten der TSG Ulm 1846 
(1946-1949; 1952-1953; 1958-1961; 1962-1963)
herrschte eine Fußballbegeisterung in der Stadt. Die Leistungen der Mannschaft wurden honoriert, egal ob Sieg oder Niederlage. Große Spiele wurden gewonnen: 
TSG Ulm 1846 - FSV Frankfurt 6:0; TSG Ulm 1846 - 1. FC Nürnberg 4:0; 
TSG Ulm 1846 - Bayern München 4:1. Insgesamt kamen 94 Spieler zum Einsatz und in den acht Oberligajahren strömten 1.122.300 !! Zuschauer ins Ulmer Stadion, wobei der Durchschnittrekord mit 10833 aus dem Jahr 1958-1959 stammt.

Aus den Anfangsjahren der Oberliga steht im übrigen bis heute der Zuschauerrekord im Ulmer Stadion, das nun Donaustadion heißt: 25000 Zuschauer waren am 04. April 1948 dabei, als es gegen Tabellenführer 1. FC Nürnberg ging.

Ein talentierter Torwart stieß 1947 zur TSG Ulm 1846, nachdem er schon im Krieg beim 1. SSV Ulm gespielt hatte:  Toni Turek. 
Der spätere Nationalkeeper spielte von 1947 bis 1954 bei der TSG 1846.


Die Oberligamannschaft von 1949: Hinten v. links: Hössler, Stierle, Göbel, Ebner,
Baumeister, Turek, Bertele, Klöpf, Schmied.S, Wieneke, Kronsbein,
vorn v. links: Faas, Brunner, Gauss, Holdschuer, Schoy, Sick, Eberle, Zell.
(Quelle: Festschrift des SSV Ulm 1846 zum 150jährigem Jubiläum)

 


Wieder in der Oberliga. Die Aufstiegsmannschaft von 1952:
Hinten v. links: Sick, Lechner, Elzner, Baumeister, Gorniak, Eberle, Schoy.
Vonre v. links: F. Grünsteudel, Kießling, Gauß, K. Grünsteudel.
(Quelle: Festschrift des SSV Ulm 1846 zum 150jährigem Jubiläum)

 


Vor dem Oberligastart 1958: Hinten v. links: Fritz Hempler, Arthur Sick,
Manfred "Dadde" Ruoff, Leo Kronenbitter, Gerhard Müller, Siggi Kronenbitter,
Helmut Wahler. Vorne v. links: Dannenmeier, Helmut Stocker, Artur Kießling,
Hermann Gorniak.
(Quelle: Festschrift des SSV Ulm 1846 zum 150jährigem Jubiläum)

 

Die letzte Oberliga-Saison 1962-1963 vor Einführung der Bundesliga machte den Fans in Ulm und Umgebung besonderen Spaß: Fast 11000 Besucher kamen im Durchschnitt ins Stadion in der Friedrichsau und sahen einige Spiele, die noch lange in Erinnerung bleiben: Ein 8:1 gegen den alten Rivalen BC Augsburg, ein 6:1 über die Münchner Bayern, oder 5:6 gegen 1860 München mit Petar Radenkovic im Tor.
(Bin i Radi bin i König......)


Am Ende hatten die "Spatzen" mit Platz acht so gut abgeschnitten wie noch nie und mußten doch wieder "absteigen" in die Regionalliga Süd:
Als einziger Verein im Süden hatten sie sich gar nicht erst um eine Lizenz für die neue Bundesliga bemüht.

Dem Höhenflug folgte ein steiler Absturz bis in die 2. Amateurliga. Eine veränderte Vereinspolitik, die keine großen Investitionen mehr für den Fußball vorsah, sondern sich verstärkt dem Breitensport zuwande, war dafür ebenso verantwortlich wie das stete Schielen nach vergangenen großen Tagen und Taten. Erst nach der Fusion von 1970 zwischen den beiden großen Vereinen TSG Ulm 1846 und dem 1. SSV Ulm zum mit 10000 Mitgliedern größten Verein Deutschlands, dem SSV Ulm 1846, gab es wieder zaghafte Anläufe zu neuer Fußballblüte.

Dem Zwangsabstieg 1963 in die Regionalliga folgte zwei Jahre später der Abstieg in die 1. Amateurliga. 1967 mußte man sogar den schweren Gang ins zweite Amateurlager antreten, ehe dann 1969 der Aufstieg wieder gelang.

Im Jahr 1967 wurde der TSGler Uli Hoeneß erstmals in die Schüler- Nationalmannschaft berufen. Eine einmalige Karriere begann. Sie gipfelte als Spieler von Bayern München und der Erringung der Weltmeisterschaft 1974 in München.


1970 unwiderstehlich in der Amateurliga: Uli Hoeneß (links)
(Quelle: Festschrift des SSV Ulm 1846 zum 150jährigem Jubiläum)