Steckbrief:
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Fotos: Chaos Convoy
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Name: |
Mey |
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Vorname: |
Charly |
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Geburtsdatum: |
24.02.1939 |
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Geburtsort: |
Berlin |
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Wohnort: |
Ulm |
Familienstand: |
Seit 40
Jahren verheiratet,
2 Kinder |
Beruf: |
Kaufm.
Angestellter im Ruhestand |
Aus der Presse haben die Fans vom Rücktritt des langjährigen
Stadionsprechers Charly Mey erfahren. Diese Meldung kam wie aus heiterem
Himmel, und löste bei den Fans Verwunderung und Bedauern aus. Immerhin ist
Charly Mey für viele junge Zuschauer die „Stimme des Donaustadions“. Eine
feste Institution, mit der man über viele Jahre hinweg groß geworden ist.
Der Fanclub Chaos Convoy Ulm wollte dies nun genauer hinterfragen, und
organisierte am 28.07.2005 ein Interview mit dem scheidenden
Stadionsprecher.
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CCU:
Hallo Charly. Vielen Dank, dass du dir etwas Zeit genommen hast, um
uns ein paar Fragen zum plötzlichen Rücktritt von deinem Amt als
Stadionsprecher zu beantworten.
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Charly
Mey: So plötzlich war dieser Rücktritt gar nicht. Dieser Abschied war
schon seit längerer Zeit geplant und angekündigt. Bereits beim Heimspiel am
08. April gegen Normannia Gmünd fällte ich diese Entscheidung, und habe
Herrn Eberhardt davon unterrichtet. Für mich stand fest, dass mein letztes
Spiel hinter dem Mikrophon am 04.06.2005 beim letzten Heimspiel der Saison
2004/2005 sein wird. |
CCU:
Doch zur offiziellen Verabschiedung ist es ja dann nicht gekommen. |
Charly
Mey: Nein. Ich wurde für längere Zeit krank. Meine Verabschiedung war
zum Testspiel gegen VFB Stuttgart geplant, doch da war es mir gesundheitlich
nicht möglich. |
CCU:
Wird es dann noch eine offizielle Verabschiedung geben? |
Charly Mey:
Ich denke schon.
CCU:
Trotzdem. Für uns Fans ist dein Rücktritt sehr bedauerlich.
Warum dieser Schritt?
Charly Mey:
Nun, es sind rein private Gründe. Die zeitliche Beanspruchung ist
für mich inzwischen zu groß geworden. Ich möchte künftig meine
Wochenenden mehr mit meiner Familie verbringen. Meine Verpflichtung
am Samstagnachmittag im Donaustadion war zuletzt nicht mehr im
Einklang mit meiner privaten Freizeitgestaltung zu bringen.
Diese Aufgabe hatte mir immer sehr viel Spaß gemacht, doch man muss
auch mal aufhören können. Ich muss ja nicht gerade hinter dem
Mikrofon sterben.
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CCU: Seit wann
warst du nun eigentlich Stadionsprecher des SSV Ulm 1846?
Charly Mey: Das war im Winter in der Saison 1966/67. Also noch vor
der Fusion zwischen dem 1. SSV Ulm und der TSG Ulm 1846. Leider weiß ich
nicht mehr welches Spiel das war.
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CCU:
Wie kamst du zu diesem Job?
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Charly
Mey: 1959 bin ich von Berlin nach Ulm gezogen. Ich war 10 Jahre lang
Hockeytorwart beim SSV. Bei der Eröffnung der Ballsporthalle am Westplatz
wurden gleichzeitig die Württembergischen Hockeymeisterschaften in dieser
Halle ausgetragen. Was damals fehlte, war jedoch ein Hallensprecher, der
einigermaßen vernünftig hochdeutsch spricht. Da ist man eben auf den
„Preußen“ Charly Mey zugegangen. Während dieser Veranstaltung war der
damalige Leiter der Fußballabteilung des SSV Ulm, Horst Mayer anwesend, und
fragte mich, ob ich für 3 Wochen im Donaustadion aushelfen könnte. Aus den 3
Wochen wurden dann 39 Jahre..…
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CCU:
Du hast mit dem SSV in den langen Jahren viele Höhen und Tiefen erlebt.
An welche denkst du, wenn du zurück blickst?
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Charly
Mey: Ja, das waren viele Aufstiege, aber auch bittere Abstiege.
Mir tut heute noch weh, dass wir 1982 nicht die Eingliederung in die
eingleisige 2. Bundesliga geschafft haben. Im letzten Spiel musste Ulm in
Ingolstadt gewinnen, und die Stuttgarter Kickers durften nicht in Bayreuth
gewinnen. Ulm gewann in Ingolstadt, jedoch auch die Stuttgarter Kickers
gewannen völlig überraschend ihr Gastspiel in Bayreuth. 4 Clubs kamen hoch,
Ulm als Fünftplatzierter blieb unten.
Das Team hätte damals die Eingliederung in die neue 2. Bundesliga verdient
gehabt.
Einer der Höhen war natürlich der Aufstieg in die 2. Bundesliga 1998 mit
Ralf Rangnick
Auch die 17 ungeschlagenen Spiele in der 2. Bundesliga waren schon eine
tolle Serie.
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CCU:
Wie hast du damals das 1:9 gegen Leverkusen als Stadionsprecher gemeistert?
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Charly
Mey: Ach das war gar nicht so schlimm. Die Ulmer Fans hatten sich bei
diesem Spiel so toll verhalten. Das war kein Tiefpunkt für mich.
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CCU:
Kannte Stadionsprecher Charly Mey vor den Spielen so etwas wie Lampenfieber? |
Charly
Mey: Nein. Im Normalfall war ich immer sehr gelassen, und hatte nur eine
geringe Anspannung. Bei wichtigen Spielen oder bei besonderen Gegnern hatte
ich schon eine innere Spannung.
Man will ja nichts falsch machen.
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CCU:
Gab es gewisse Pannen?
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Charly
Mey: Natürlich. Einmal spielte Ulm gegen Geislingen. Ich kündigte die
Ulmer in den weißen Trikots an. Jedoch Geislingen spielte in weiß…….
Bei einer Durchgabe der Spielaufstellung hatte ich Sepp Maier mit dessen
vollen Namen „Josef Maier“ aufgerufen, obwohl er noch in den Katakomben zu
mir sagte, er ist der „Sepp“! Das gab Ärger…..
CCU:
Gab es zu Bundesligazeiten auch Kontakt zu den Spielern? |
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Charly
Mey: Wenig. Kontakt zu den Spielern hatte ich eigentlich mehr in der Ära
als Walter Modick, Walter Kubanczyk, Erich Steer oder Dieter Simon noch
spielten.
Nach dem Spiel hatte man sich damals in der Vereinsgaststätte getroffen und
über das Spiel gesprochen.
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CCU:
In den großen Bundesligazeiten des Ulmer Basketballs warst auch du der
Hallensprecher in der Kuhberghalle. War das nur eine kurze Stippvisite?
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Charly
Mey: Ganze 12 Jahre war ich damals beim Basketball. Das war eine sehr
schöne Zeit,
die 1988 begann und mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich pendelte damals
immer zwischen Fußball-Hockey-Basketball. Mit dem Basketballteam hatte ich
viel Kontakt, und konnte mit den Spielern viele tolle Erlebnisse genießen.
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CCU:
Hast du schon mal Angebote als Profi – Sprecher erhalten?
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Charly
Mey: Nein. Es gab keine Angebote, und ich hatte auch keine Ambitionen,
so etwas hauptberuflich zu machen. Ich hatte 1978 einen Ausflug in die Welt
der Leichtathletik, als ich während eines Junioren-Länderkampfes zwischen
Deutschland und Frankreich in Heidenheim einen Weltrekord im Hammerwerfen
verkünden konnte: Karl-Heinz Riem gelang damals ein 80,32 m – Wurf. Ein Jahr
später war ich bei den Deutschen Meisterschaften im Innenraum des
Stuttgarter Neckarstadions mit dem Mikrophon unterwegs, und durfte einen
Deutschen Rekord im Weitsprung vermelden. Das sind schon tolle Erlebnisse.
Ich hätte noch als Ansager zur Leichtathletik – Europameisterschaft nach
Köln gehen können,
doch der persönliche Aufwand war dann doch
zu groß.
Immerhin hatte ich einen Beruf bei Gardena.
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CCU:
Kommen wir in die Gegenwart. Wie registrierst du die aktuelle Fanszene des
SSV Ulm 1846?
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Charly
Mey: Ohne die Fans wäre es im Stadion oft sehr ruhig. Doch alle
Zuschauer sollten versuchen, die Mannschaft anzufeuern, wenn es mal nicht so
gut läuft. Die Mannschaft braucht die Fans, um aus einem Tief heraus zu
kommen.
Mir missfällt, dass aus dem Fanblock der Gegner wie auch die Schiedsrichter
manchmal denunziert werden. Das ist unsportlich. So etwas sollten Ulmer Fans
nicht nötig haben.
Die Flutlichtspiele sind immer etwas Besonderes. Die legalen Bengalow-Shows
in der Vergangenheit waren toll. Alle Achtung vor den Fans, die unsere
Mannschaft auch auswärts begleiten. Es ist nur Schade, dass sich besonders
die kleineren Vereine wegen ein paar „schwarzen Schafe“ vor den Ulmern
fürchten.
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CCU:
Wirst du auch weiter Besucher im Donaustadion sein?
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Charly
Mey: Nicht regelmäßig. Ich werde gezielt ein paar Spiele aussuchen. Ich
möchte nun Dinge machen, die ich sonst nicht gemacht habe. Es ist vieles zu
kurz gekommen.
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CCU:
Nach unserem Kenntnisstand wird Hans-Peter Behm dein Nachfolger.
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Charly
Mey: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Sache so fest steht, wie in
der Zeitung geschrieben wurde. Auch Hans-Peter Behm ist zeitlich sehr
eingeschränkt und wird das Amt des Stadionsprechers nicht voll ausführen
können. Ich habe da meine Bedenken.
Wer auch immer diese Aufgabe übernehmen wird, dem kann ich nur wünschen,
dass er für die kommende Saison schöne Spiele und ein begeisterungsfähiges
Publikum erleben wird.
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CCU:
Unsere letzte Frage: Wird der SSV Ulm 1846 in dieser Saison aufsteigen?
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Charly Mey:
Ich bin kein Prophet, und der Wettbewerb ist auch in diesem Jahr
sehr stark.
Für mich gehören neben Ulm der SV Waldhof Mannheim und der SSV
Reutlingen zu den ersten Anwärtern für den Aufstieg. Für Ulm
spricht, dass der Kader mit seinen Leistungsträgern gehalten werden
konnte. Im Sponsorenbereich wurden viele Aktivitäten gestartet. Man
ist hier auf dem richtigen Weg.
Der Aufstieg ist nun nicht nur angebracht, sondern auch fällig.
Ulm hat ein begeisterungsfähiges Publikum, das Umfeld für
höherklassigen Fußball ist noch immer da. |
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CCU:
Vielen Dank Charly für deine Äußerungen. Im Namen der Fans wünschen wir dir
viel Glück und Gesundheit. Auf dass man sich im Donaustadion wieder trifft.
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Anmerkung des CCU: Bezüglich der Nachfolgeregelung haben wir bei Hans-Peter
Behm nachgefragt. Hier wurde bestätigt, dass eine Nachfolgeregelung noch
nicht hundertprozentig geregelt ist, da der Zeitaufwand auch für Herrn Behm
sehr hoch ist. Er bestätigte uns jedoch, dass er, soweit es ihm seine Zeit
erlaubt, als Stadionsprecher zur Verfügung stehen wird.
Es bleibt also abzuwarten, was sich in Sachen Stadionsprecher noch tun wird. |
M.B. / U.M.
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