Tagesthema/Steinlachtal | 01.04.2002 |
Polizei-Großeinsatz am Vorabend des Vatertags rund ums Ofterdinger Sportgelände
![]() |
Ein massives Polizei-Aufgebot wird in Fußball-Stadion immer häufiger zur Regel – die Angst vor Hooligans ist groß. Unser Bild zeigt einen Einsatz im Reutlinger Kreuzeiche-Stadion im Februar 2001. |
Bauzäune als Fanbarrieren im Stadion, eine Hundertschaft Polizisten vor Ort, eventuelle Verkehrsbeeinträchtigungen der Fußball-Verbandsligist TSV Ofterdingen rüstet sich für das Spiel des Jahres gegen den SSV Ulm II. Die Partie ist zwar erst am 8. Mai, aber die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren.
Die Freude über das, was den Fußball-Verantwortlichen des
TSV Ofterdingen mit dem Spiel gegen die Ulmer Spatzen bevorsteht, hält sich
sehr in Grenzen. Wegen möglicher Ausschreitungen von Hooligans aus Ulm,
Reutlingen und Stuttgart gilt vor, während und nach der Partie rund um das
Ofterdinger Sportgelände eine hohe Sicherheitsstufe. Rund hundert Polizisten
sollen dafür sorgen, dass das Spiel der fünften Liga vor allem für sportliche
Schlagzeilen sorgt.
„Wir haben Verstärkung von der Bereitschaftspolizei angefordert“, sagt
Polizeihauptkommissar Braun von der Führungsgruppe der Tübinger
Polizeidirektion. „Wir selbst haben für den Einsatz nicht genug Leute.“ Im
Vorfeld wird die Polizei Kontakt zum Ulmer Fanbeauftragten aufnehmen. Braun
hofft, „dass möglichst wenig Fans aus Ulm anreisen“.
Ein klein wenig entspannt hat sich die Situation dadurch, dass der Württembergische
Fußballverband (WFV) inzwischen einer Terminänderung zugestimmt hat. Ursprünglich
hätte die Begegnung an Christi Himmelfahrt angepfiffen werden sollen im
Volksmund auch bekannt als „Vatertag“. „Ich will nicht wissen, was hätte
geschehen können, wenn nicht nur die Fans, sondern womöglich auch noch
angetrunkene Vatertags-Wanderer das Spiel besucht hätten“, sagt TSV-Fußball-Abteilungsleiter
Helmut Wiech. Der WFV jedenfalls hatte ein Einsehen: Das Spiel wird nun bereits
am Vatertags-Vorabend um 18.30 Uhr beginnen.
Für Wiech ist der „Aufwand, den wir auf Anweisung des Verbands wegen der paar
wenigen Chaoten betreiben müssen, grotesk“. Das sei fast wie im Profi-Fußball.
Womit der TSV-Macher in Bezug auf die Ulmer Spatzen gar nicht so falsch liegt.
„Denn beim SSVúUlm sind zumindest im Fanbereich durchaus noch
Bundesliga-Strukturen zu erkennnen“, erklärt Kommissar Braun. Deswegen müsse
man damit rechnen, dass Hooligans anreisen.
Genau dies geschah auch im November beim SSV-Auswärtsspiel in Balingen. „Fans
halten Polizei in Atem“ titelte seinerzeit der „Zollernalbkurier“. Tatsächlich
bekamen es die rund 100 Polizisten damals mit 20 polizeibekannten Ulmer
Hooligans und „40 weiteren Personen zu tun, die gelegentlich negativ
auffallen“. Unter den Krawallmachern waren auch 17 Hooligans aus Stuttgart und
Reutlingen, die mit ihren Ulmer „Gleichgesinnten“ eine herzliche Abneigung
verbindet. Weil die Polizei in Balingen die Stuttgarter und Reutlinger
festsetzte, bis die Ulmer die Stadt wieder verlassen hatten, blieb es seinerzeit
relativ ruhig rund ums dortige Au-Stadion.
Laut Thomas Proksch, beim WFV zuständig für den Spielbetrieb, war das Spiel in
Balingen ein Beispiel dafür, dass sich die Situation bei Ulmer Auswärtsspielen
etwas verbessert hat. „Zu Beginn dieser Saison lief alles noch ziemlich
chaotisch ab.“ Daraufhin organisierte der Verband eine
Informations-Veranstaltung mit der Polizei und dem Bundesgrenzschutz und legte
im Februar mit schriftlichen Verhaltens-Tipps an die Vereine nach.
Beim TSV Ofterdingen kümmert sich Spielleiter Wolfgang Müller derzeit darum,
das heimische Stadion Ulm-sicher zu machen. „Um die Fangruppen zu trennen,
werden wir massive Bauzäune aufstellen“, so Müller. Dass das eine oder
andere „bengalische Feuer“ ins Stadion gelange, davor werde man aber nicht
gefeit sein. Vor dem Stadion will der TSV dafür sorgen, dass die Ulmer Fans
direkt zum Gelände gefahren werden, um sie unter Kontrolle zu haben. „Wir
hoffen, dass sie mit Bussen anreisen und nicht am Mössinger Bahnhof
ankommen.“
Die Ofterdinger Zuschauer sollten nach Müllers Vorstellungen am besten zu Fuß
ins Stadion kommen, „weil wir rund ums Sportgelände sowieso ein
Parkplatzproblem haben werden“. Dies soll mit Hilfe der örtlichen Feuerwehr
und des Technischen Hilfswerks, die Müller als Ordner gewinnen möchte, gelöst
werden.