06.August 2002        

Außerordentliche Mitgliederversammlung!!

Der SSV lebt weiter!

18.7.2002

Katja Adler führt den SSV Ulm 1846
Aber Günter Berti wegen seiner Tätigkeit im früheren Vorstand nicht akzeptiert


Der SSV Ulm 1846 lebt weiter. Dafür sprachen sich die Mitglieder zu später Stunde einstimmig aus. Und der Großverein hat zum ersten Mal in seiner 156-jährigen Geschichte eine Frau zur Vorsitzenden: Katja Adler. Nur einer fiel bei den Wahlen durch: Günter Berti.

WILLI BÖHMER


Grüne Karte von den Mitglieder für eine neue Zukunft des SSV Ulm 1846. Die knapp 300 Versammelten waren sich einig, dass der Verein weitermachen muss. Erst bei den Vorstandswahlen wurde es schwierig. FOTO: MATTHIAS KESSLER 
Die Mitglieder des SSV Ulm 1846 haben gestern Abend in einer hitzig geführten Mitgliederversammlung die Weichen für den Traditionsverein neu gestellt. Zuerst gab es Redeschlachten, dann die Zustimmung für die neue Vorsitzende Katja Adler und zwei ihrer Vorstandskandidaten, Heinrich Roger Staack und Joachim Maus. Nur Günter Berti, der schon im früheren Vorstand mitgewirkt hatte, wollten die Mitglieder nicht mehr in der Vereinsführung haben. Deshalb wird der SSV Ulm 1846 bis zur nächsten Mitgliederversammlung Ende 2003 nur von einem dreiköpfigen Vorstand geführt.
 
Sie hat viel gelernt in den vergangenen drei Jahren Vorstandsarbeit beim SSV Ulm 1846, auch über sich selbst, hatte Katja Adler den knapp 300 der insgesamt 12200 Vereinsmitglieder zu Beginn der Versammlung Katja Adler berichtet. Dafür, dass sie als einziges verbliebenes zeichnungsberechtigtes Vorstandsmitglied den SSV46 durch das Insolvenzverfahren führte, erhielt sie von den Mitgliedern noch nachträglich dicke Komplimente und viel Applaus. In der Abstimmung gab es 237 Ja-Stimmen für sie, 39 Gegenstimmen und 15 Enthaltungen. "Als Politikerin sind sie ja daran gewöhnt, auch Nein-Stimmen zu erhalten", tröstete Dr. Gerhard Stuber, der die Versammlung leitete.
 
Der Leiter des Uni-Finanzreferats Heinrich Roger Staack erhielt 265 Stimmen, 14 Mitglieder waren dagegen, Rechtsanwalt Joachim Maus bekam 273 "Ja" und 10 "Nein". Nur dem Ex-Fußballprofi Günter Berti, der in seiner persönlichen Vorstellung kein Wort des Bedauerns über die Arbeit des früheren Vorstands und die folgende Insolvenz des Vereins verlor, fiel durch: 132 sprachen sich gegen seine weitere Vorstandstätigkeit aus, nur 120 waren dafür. Alle Mitglieder stimmten gestern Abend für die Fortsetzung der Vereinsarbeit nach dem Ende des Insolvenzverfahrens. Und es gab für sie einer weiterer gute Nachricht: Das Insolvenzverfahren ist jetzt rechtskräftig beendet, teilte das Gericht mit.
 
"Für mich hat sich am 13. Juni 2001 die Frage nicht gestellt, ob ich dabei bleibe oder nicht. Mein Ziel war, den Verein zusammenzuhalten", berichtete Adler den Mitgliedern vor der Abstimmung. "Nun muss es weitergehen. Wir brauchen einen handlungsfähigen Vorstand, der die Verantwortung übernimmt." Sie forderte die Mitglieder zur Geschlossenheit auf, auch wenn die kommenden Jahre mitunter nicht einfach werden sollten: "Wenn wir alle zusammenhalten, wird dieser größte Sportverein in Baden-Württemberg weiterhin die Nummer Eins im Land sein!"
 
Wo sie ihre Hauptaufgabe sieht? Zuallererst in der Konsolidierung: "Die vergangenen Jahre waren aufregend genug." Der Wirtschaftsplan müsse eingehalten, das Vertrauen in die Partner in Stadt und Land, Wirtschaft und Verbänden gestärkt werden. "Das sind die Aufgaben des Vorstands. Für die Erfolge im sportlichen Bereich sind andere zuständig."
 
Adler und Geschäftsführer Reinhold Eberhardt umrissen noch einmal die dramatischen Monate: Die Zahlungsunfähigkeit, das Anwachsen der Schuldzinsen, die Verhandlungen mit dem Arbeitsamt, dem Finanzamt, der Stadt. Die Auseinandersetzungen, die Wut, die Enttäuschung. Letztlich die Zustimmung der Gläubiger zum Insolvenzplan, die eine Voraussetzung für eine Zukunft des Vereins war. "So leicht gibt der Traditionsverein nicht auf", machte Adler den Mitgliedern Mut.

Auszug aus der Südwest-Presse vom 07.08.2002