Grüne
Karte von den Mitglieder für eine neue Zukunft des SSV Ulm
1846. Die knapp 300 Versammelten waren sich einig, dass der
Verein weitermachen muss. Erst bei den Vorstandswahlen wurde es
schwierig. FOTO: MATTHIAS KESSLER |
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Die Mitglieder des SSV
Ulm 1846 haben gestern Abend in einer hitzig geführten
Mitgliederversammlung die Weichen für den Traditionsverein neu
gestellt. Zuerst gab es Redeschlachten, dann die Zustimmung für die
neue Vorsitzende Katja Adler und zwei ihrer Vorstandskandidaten,
Heinrich Roger Staack und Joachim Maus. Nur Günter Berti, der schon im
früheren Vorstand mitgewirkt hatte, wollten die Mitglieder nicht mehr
in der Vereinsführung haben. Deshalb wird der SSV Ulm 1846 bis zur nächsten
Mitgliederversammlung Ende 2003 nur von einem dreiköpfigen Vorstand geführt.
Sie hat viel gelernt in den vergangenen drei Jahren Vorstandsarbeit beim
SSV Ulm 1846, auch über sich selbst, hatte Katja Adler den knapp 300
der insgesamt 12200 Vereinsmitglieder zu Beginn der Versammlung Katja
Adler berichtet. Dafür, dass sie als einziges verbliebenes
zeichnungsberechtigtes Vorstandsmitglied den SSV46 durch das
Insolvenzverfahren führte, erhielt sie von den Mitgliedern noch nachträglich
dicke Komplimente und viel Applaus. In der Abstimmung gab es 237
Ja-Stimmen für sie, 39 Gegenstimmen und 15 Enthaltungen. "Als
Politikerin sind sie ja daran gewöhnt, auch Nein-Stimmen zu
erhalten", tröstete Dr. Gerhard Stuber, der die Versammlung
leitete.
Der Leiter des Uni-Finanzreferats Heinrich Roger Staack erhielt 265
Stimmen, 14 Mitglieder waren dagegen, Rechtsanwalt Joachim Maus bekam
273 "Ja" und 10 "Nein". Nur dem Ex-Fußballprofi
Günter Berti, der in seiner persönlichen Vorstellung kein Wort des
Bedauerns über die Arbeit des früheren Vorstands und die folgende
Insolvenz des Vereins verlor, fiel durch: 132 sprachen sich gegen seine
weitere Vorstandstätigkeit aus, nur 120 waren dafür. Alle
Mitglieder stimmten gestern Abend für die Fortsetzung der Vereinsarbeit
nach dem Ende des Insolvenzverfahrens. Und es gab für sie einer
weiterer gute Nachricht: Das Insolvenzverfahren ist jetzt rechtskräftig
beendet, teilte das Gericht mit.
"Für mich hat sich am 13. Juni 2001 die Frage nicht gestellt, ob
ich dabei bleibe oder nicht. Mein Ziel war, den Verein
zusammenzuhalten", berichtete Adler den Mitgliedern vor der
Abstimmung. "Nun muss es weitergehen. Wir brauchen einen handlungsfähigen
Vorstand, der die Verantwortung übernimmt." Sie forderte die
Mitglieder zur Geschlossenheit auf, auch wenn die kommenden Jahre
mitunter nicht einfach werden sollten: "Wenn wir alle
zusammenhalten, wird dieser größte Sportverein in Baden-Württemberg
weiterhin die Nummer Eins im Land sein!"
Wo sie ihre Hauptaufgabe sieht? Zuallererst in der Konsolidierung:
"Die vergangenen Jahre waren aufregend genug." Der
Wirtschaftsplan müsse eingehalten, das Vertrauen in die Partner in
Stadt und Land, Wirtschaft und Verbänden gestärkt werden. "Das
sind die Aufgaben des Vorstands. Für die Erfolge im sportlichen Bereich
sind andere zuständig."
Adler und Geschäftsführer Reinhold Eberhardt umrissen noch einmal die
dramatischen Monate: Die Zahlungsunfähigkeit, das Anwachsen der
Schuldzinsen, die Verhandlungen mit dem Arbeitsamt, dem Finanzamt, der
Stadt. Die Auseinandersetzungen, die Wut, die Enttäuschung. Letztlich
die Zustimmung der Gläubiger zum Insolvenzplan, die eine Voraussetzung
für eine Zukunft des Vereins war. "So leicht gibt der
Traditionsverein nicht auf", machte Adler den Mitgliedern Mut.
Auszug aus der Südwest-Presse vom 07.08.2002
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